Lassen Sie uns ganz kurz Teil 1 und 2 Revue passieren (s. Newsletter 01+03/2021). Sie kennen bis jetzt
Wenn Sie jetzt in die konkrete Umsetzung von TF & TA kommen wollen, dann orientieren Sie sich bei den Zielen am besten am Führungsverständnis von TF:
Motivation durch begeisternde (Anmerkung der Autoren: möglichst erstrebenswerte und positiv besetzte) Visionen,
Nehmen wir als konkretes Beispiel „Fallbesprechungen durchführen“. Das ist nicht unbedingt die Lieblingstätigkeit vieler Mitarbeiter*innen im stationären Bereich.
Selbstverständlich haben Sie schon bis zu diesem Schritt den Nutzen von Fall- besprechungen für Mitarbeiter*innen aus Pflege und Betreuung mit unterschied-licher Qualifikation thematisiert – ebenfalls den Nutzen für Bewohner und Angehörige, auch für den Betrieb und letztendlich auch für sich selbst als Leitung. Dieser Schritt ist ein Baustein von mehreren, um Mitarbeiter*innen den Sinn von Fallbesprechungen zu verdeutlichen, um damit auf die intrinsische Motivation einzuwirken und so die Bereitschaft zur Tätigkeit mit Fallbesprechungen zu wecken.
Während der Erstellung des Aktionsplans mit „baby steps“ sind Sie als Leitung der Fallbesprechung in der Rolle als Moderator und nutzen das Instrument „Fragen“, um Mitarbeiter*innen gezielt durch den Prozess der Fallbesprechung zu führen.
Nebenbei bemerkt: Sollte das angestrebte Ziel für die genannten Beteiligten keinen Nutzen haben, werten Sie es als Gradmesser, dass die angestrebte Durchführung von Fallbesprechungen keinen Sinn machen würde. In diesem Fall suchen Sie ein anderes Ziel. Das wird aber erfahrungsgemäß nicht passieren, solange Mitarbeiter*innen bewusst und gewollt nicht boykottieren.
Bleiben wir einen Moment bei der Durchführung von Fallbeispielen – konkret bei dem vor wenigen Tagen neu eingezogenen Bewohner mit herausforderndem Verhalten, bei Herrn Schmidt. Es wäre eher unrealistisch und kommt häufig vor, dass wir sofort in der Fallbesprechung eine Lösung finden. Aber vielleicht gehen wir mit dem vorläufigen Resultat aus der Fallbesprechung heraus, dass die Mitarbeiter*innen auf Grund gezielter Fragen des Moderators Teilresultate zusammengetragen haben, beispielsweise dass
Genau an dieser Stelle wird transformatorische Führung wirksam, denn Sie nehmen so Rücksicht auf die Individualität der Mitarbeiter*innen und fördern diese.
Aus diesen Erkenntnissen zu dem Bewohner Herr Schmidt leiten die Mitarbeiter*innen mit Hilfe Ihrer Fragen als Moderator Maßnahmen ab, die möglichst zeitnah und erfolgreich wirken – die sogenannten baby steps, um für erste Erfolgserlebnisse zu sorgen.
Auch durch diese Intervention achten Sie als Moderator im Sinne von TF auf Individualität und Förderung der Mitarbeiter*innen, u. a. konkret:
Ausdifferenzierung des wahrscheinlich akzeptierten Betreuungsangebotes.
Selbstverständlich werden Mitarbeiter*innen während der Fallbesprechung auch jede Menge Einwände gegen die Umsetzung vorbringen, z. B.:
Sammeln Sie als Moderator die Einwände der Mitarbeiter*innen auf einer Zeitschiene. Nehmen Sie als Moderator die Mitarbeiter*innen ernst mit ihren Bedenken, denn auch diese gehören zur Individualität der Mitarbeiter*innen und sind Element von TF. Das machen Sie selbst dann, wenn sich ein Mount Everest von Problemen ansammelt.
Denn es ist gut investierte Zeit und die wird sich relativ schnell bei weiteren Fallbesprechungen reduzieren, weil Sie als Moderator mit einem Kunstgriff und den Blick auf die Ressourcen die Mitarbeiter*innen auf ein Gleis lenken, wo sie handlungsfähig bleiben. Konkret bedeutet das:
Als Leitungskraft in der Rolle als Moderator
Im Sinne von Transformationaler Führung nehmen Sie Einfluss durch Vorbildlichkeit in Ihrer Rolle als Moderator auf Leitungskräfte und andere Mitarbeiter*innen, die gern Prozesse steuern wollen, motivieren, regen zur Eigenverantwortung an und berücksichtigen dabei die Individualität der Mitarbeiter*innen und fördern diese.
Wenn Ihnen bis hierhin der Prozess zu komplex ist, um erste erfolgreiche Erfahrungen mit Transformatorischer Führung zu sammeln, dann stellen Sie sich doch einfach kleinere Aufgaben.
Wie wäre es beispielsweise mit diesem lösungsorientierten Schritt? Ermuntern Sie als Moderator die Mitarbeiter*innen dazu, in einer Folgesitzung von Besprechungen nur und ausschließlich schon erzielte Erfolge zu nennen. Ihre Frage lautet dann:
Und nicht:
Und vielleicht trauen Sie sich, von Zeit zu Zeit noch eine weitere Frage zu stellen:
Keine Sorge!
In den allerwenigsten Fällen werden Sie als Leitung zu hören bekommen, dass Mitarbeiter*innen mehr Geld haben wollen, sondern die Mitarbeiter*innen wollen in der Regel ein ehrlich gemeintes Dankeschön hören.
Im Sinne von Transformationaler Führung macht Sie das als Leitung glaubwürdig bei den Mitarbeiter*innen.
Noch eine kleine Aufgabe gefällig, um Erfahrungen mit Transformationaler Führung zu sammeln? Dann bauen Sie doch einfach bei bestimmten Besprechungen – z. B. Fall-, Team- oder Projektbesprechungen – zum Ende einen Reflexionsschritt ein. Als Leitung in der Rolle als Moderator stellen Sie dann zwei kleine Fragen:
Wenn Sie etwas genauer nachlesen wollen, weitere Anregungen wünschen, schlagen Sie nach bei:
Kortmann, Olaf (2019)
Transformationales Führen. 2. Auflage.
Offenbach: GABAL Verlag