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Transformationale Führung – 1. Teil


(Fast) ein Zungenbrecher und trotzdem auf dem Vormarsch

Von Wolfgang Bruns und Oliver Lowin

Mittlerweile gibt es fast einen unüberschaubaren Markt an Führungskulturen, -stilen, -methoden, -techniken. Jede/r ist gut, die nächste noch besser!

Muss dann auch noch Transformationaler Führung (TF) – und im Schlepptau Transaktionale Führung (TA) – dazukommen?

Definitionen

Durchblick gefällig? Gern sorgen wir für Klarheit.

 

Zunächst: Lassen Sie uns ab hier die Abkürzungen TF und TA nutzen. Das ist einfacher und sprachlich gefälliger, auch wenn Transformationale und Transaktionale Führung schon seit den 1970er Jahren etablierte Begriffe sind.

 

 

 

 Muss es unbedingt der Begriff „Transformation“ sein?

 

Transformationale Führung ist ein sperriger Begriff, für manche sogar ein sehr sperriges Wort, das vielen Menschen nicht so leicht über die Lippen kommt. Das Wort bedeutet allerdings auch „umwandeln“. Und „umwandeln“, wandeln klingt nicht nur gut, sondern ist sehr viel positiver besetzt und es tun sich Bilder auf …

 

 

(Hintergrund: Als Metamorphose wird allgemein der Wandel der Gestalt oder Form verstanden. Nicht selten ist diese Veränderung unumkehrbar.)

 

Und eine kleine „Übung“ – vielleicht auch erst für später, wenn Sie mehr Ruhe haben …

Lassen Sie das Wort „umwandeln“ eine Zeitlang in sich wirken

Nehmen Sie sich ein wenig Zeit,

suchen sich einen ruhigen Platz,

machen es sich bequem,

schließen die Augen …

… und entspannen sich

Atmen Sie …

 

Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf.

Vor Ihren geschlossenen Augen taucht das Wort „umwandeln“ auf.

Und noch die Definitionen:

 

Transformationale Führung

ist die Fähigkeit von Führungskräften, ihre Vorbildfunktion überzeugend wahrzunehmen und dadurch Vertrauen, Respekt, Wertschätzung und Loyalität zu erwerben.

Die Mitarbeiter werden intrinsisch motiviert und zur Veränderung (Transformation) ihres Verhaltens und ihrer Lern- und Leistungsbereitschaft inspiriert.

Transaktionale Führung

ist das Führen mit Zielvereinbarungen.

Dabei greift die Führungskraft korrigierend ein, wenn ihre Mitarbeiter Ziele und Erwartungen nicht erfüllen oder Fehler machen.

Hinzu kommen Belohnungen für erwartetes Verhalten.

 

Definitionen in Anlehnung an https://www.transformationale-fuehrung.com/Transformationale-Fuehrung-Definition.html

Kombination der beiden Ansätze

Spontan taucht die Frage auf: Was ist das Besondere an der Kombination der beiden Ansätze TF und TA?

 

Wir sind der Meinung, dass unabhängig davon, ob Sie …

 

  • … als Geschäftsführer, Einrichtungsleitung, Pflegedienstleitung oder Wohnbereichsleitung in stationärer bzw. ambulanter Alten- bzw. Behindertenhilfe tätig sind,
  • … noch im Studium bzw. Weiterbildung stecken oder schon länger Ihre Qualifikation abgeschlossen haben
  • … und/oder wenig bzw. viel Berufserfahrung als (stv.) Führungskraft im Umgang mit Mitarbeiter*innen gesammelt haben,

 

der Input zu TF und TA für Sie gerade recht kommt.

 

Denn: Es gibt schon lange nicht mehr genau die eine Mitarbeiterführung. Und die unterschiedlichen Generationen (Baby Boomer, Generation X, Y und Z) fordern unterschiedliche Führungsinstrumente und -stile.

 

 

Alle gleich behandeln? Alle sollen sich an mich anpassen? Das Resultat wird mit Sicherheit sein: Scheitern vorprogrammiert.

Unsere Lösung: Bei der Komplexität helfen uns TF in Kombination mit TA sehr weiter.

 

Und: TF in Kombination mit TA beweist sich selbstverständlich auch bei den „Klassikern“, sei es: der Bürokratische, Ängstliche, Pragmatische, Kreative, Perfektionistische, Einzelkämpfer, Warmherzige, Gemütliche, Spezialisten, Abenteurer, Exoten, …

 

 

Und/oder: Sind Mitarbeiter*innen eine unüberwindbare Herausforderung, die (nicht) wollen und/oder (nicht) können?  Die Antwort ist einfach und deshalb kurz: Nicht für TF in Kombination mit TA.

 

 

Und hilft uns der Ansatz TF gemeinsam mit TA auch bei den ganz unterschiedlichen Unternehmensbedingungen weiter?

Eine ganz kurze Antwort dazu: Ja.

Wenn die Antwort zwei Worte mehr haben darf: Ja, sehr sogar. Auch wenn jedes Unternehmen, jeder Teilbetrieb, sogar jeder Bereich unterschiedlich sind, hilft der kombinierte Ansatz TF mit TA mit seiner ausgesprochen enormen Flexibilität.

Was steckt denn nun hinter TF in Kombination mit TA?  Hier eine kurze, einfache und verständliche Erklärung in der Kurzversion:

 

 

 

Stellen Sie sich TA und TF einfach wie einen Baum vor: TA ist der Stamm und TF die Krone. Oder anders gesagt: Wenn die TA in Ihrem Haus oder in Ihrer Organisation nicht funktioniert, wird es auch nichts mit der TF. Um im Bild des Baumes zu bleiben: der Stamm braucht die Krone, sonst gibt es kein Wachstum.

 

 

TA heißt …?

 

Ganz klassisch: Basis der Führung ist ein Austauschprozess: Geld gegen Leistung. Dazu gibt es verschiedene Instrumente, wie: leistungsrechte Entlohnung, finanzielle Boni, Jahresprämien oder auch ein Wochenendzuschlag gehört dazu. Nachdem in sozialen Berufen Geld zur Motivation die entscheidende Rolle gespielt hat, scheint sich das Ganze bei der jüngeren Generation nach unseren Erfahrungen in Einrichtungen noch zu verstärken.

 

 

Und TF als Krone?

 

Die Krone versucht, eine Antwort auf diese Situation zu geben. Geld motiviert, aber es motiviert nicht endlos und temporär begrenzt. Abgesehen davon:  betriebswirtschaftlich ist auch nicht jedes Gehalt zu zahlen.

 

 

TF heißt:

 

Ich selbst als Führungskraft bin durch meine Haltung und mein Ver-Halten jemand, der oder die meine Mitarbeiter motiviert, ihnen Orientierung gibt, sie positiv herausfordert, einen Sinn anbietet und dadurch zu einer positiven Unternehmenskultur beiträgt.

Was bedeuten TF & TA für die Leitung?

Und was bedeuten TF & TA konkret für die Leitung?

 

Vorbildliche Führungskräfte werden als integer und glaubwürdig wahrgenommen. Sie dienen den Mitarbeitenden als Vorbild, an dem diese sich menschlich und fachlich orientieren. Sie verhalten sich in einer Weise, die Respekt, Bewunderung und Vertrauen bei ihren Mitarbeitenden bewirkt; sie sind verlässlich in ihren Worten und Taten, erfüllen ethische und moralische Standards.

 

Die Führungskraft als Coach geht als „consultant, coach, teacher and mother figure“ auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden ein und entwickelt gezielt deren Fähigkeiten und Stärken. Denn es gelingt in besonderem Maße, die individuellen Bedürfnisse zu erkennen, Motive zu wecken und Selbstvertrauen zu entwickeln.

 

Und als Sinnstifter versuchen TF-Führungskräfte, die intrinsische Motivation ihrer Mitarbeitenden zu steigern. Sie können Sinn und Bedeutung vermitteln und damit deutlich machen, wofür es sich lohnt, Zeit und Energie zu investieren. TF inspiriert Mitarbeitende durch anspruchsvolle, attraktive Ziele und verdeutlicht den Sinn dieser Ziele und Aufgaben; er fördert Teamgeist, Optimismus und das Engagement bei der Arbeit an der gemeinsamen Aufgabe.

 

 

Und bezogen auf die individuelle Mitarbeiterführung bietet sich ein weiteres Bild an.

 

Das Bild von unterschiedlichen Reglern, wie wir sie seit Jahren von Tunern kennen: laut und leise, hoch und tief, …

 

Allgemein auf TF und TA übertragen bedeutet das: Wie viel TA und wie viel TF braucht jeder Mitarbeiter?

 

 

 

 

 

Auf der einen Seite des Reglers ist der Pol „TA“; konkret stehen dafür folgende Werkzeuge zur Verfügung:

 

  • Ziele vereinbaren
  • Informieren
  • Delegieren
  • Kontrollieren
  • Feedback geben
  • Zusammenarbeit fördern
  • Mitarbeiter fördern und entwickeln

 

Und auf der anderen Seite des Reglers ist der Pol „TF“ – konkret mit den Themen:

 

  • Einfluss durch Vorbildlichkeit und Glaubwürdigkeit
  • Motivation durch begeisternde Visionen
  • Anregung von Eigenverantwortung
  • Individuelle Berücksichtigung und Förderung

 

 

Bezogen auf die individuelle MA-Führung bedeutet das:

Wo muss beispielsweise der „Entscheidungs-Regler“ stehen zwischen dem TA-Pol „top-down“-Entscheidung und dem TF-Pol „Experten“-Meinung einbringen?

Konkreter Nutzen

Welchen Nutzen hat dieser Ansatz für Mitarbeitende, Kunden, Betrieb und mich als Leitung?

 

Hier zunächst nur einige überaus erstrebenswerte Beispiele:

 

Untersuchungen zeigen uns, dass TF die Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit von Mitarbeitenden erhöht. Arbeitskollegen werden eher unterstützt und das Wohlbefinden steigt. Nachweis ist auch ein besseres Vertrauensverhältnis zu den Vorgesetzten.

 

Betriebswirtschaftlich ist natürlich die höhere Arbeitsmotivation für die Gesamtorganisation interessant, ebenso wie eine höhere Effektivität der Mitarbeitenden nachweisbar ist.

Kommentierte Literaturhinweise

Für jeden Geschmack etwas dabei.

 

Becker, Florian (2015): Psychologie der Mitarbeiterführung. Wirtschaftspsychologie kompakt für Führungskräfte. Berlin: Springer-Gabler.

 

→ Die „Essentials“-Reihe aus dem Springer-Gabler Verlag hat den Anspruch, „aktuelles Wissen in konzentrierter Form“ zu liefern. „Die Essenz dessen, worauf es als ‚State-of-the-Art‘ in der gegenwärtigen Fachdiskussion oder in der Praxis ankommt“ (Becker 2015: II).

Der rote Faden in dem Buch mit insgesamt 49 Seiten lässt sich sehr gut in einer einfachen und sehr wesentlichen Frage formulieren: Was sind Ziele von Führung?

Dem Autor gelingt es sehr gut, den Stellenwert der Transformatorischen Führung in die Psychologie der Mitarbeiterführung einzubetten.

An dieser Stelle schon der Hinweis auf eine jüngere Veröffentlichung von Becker (2019) zur wirksamen Motivation von Mitarbeitern, die dazu wichtige Erkenntnisse aus 75 Jahre Forschung zur Motivation verarbeitet. Allerdings: bringen Sie dazu eine gute Portion Konzentration mit.

 

 

Finkler, Peter (2017): Transformationale Führung. Wegweiser für nachhaltigen Führungs- und Unternehmenserfolg. Berlin: Springer-Verlag.

 

→ Als Coach von Führungskräften mit ganz viel Erfahrung hat dieser Autor einen anderen Zugang zum Thema.

Das Buch lässt sich flüssiger lesen, weil er Literaturhinweise spärlicher setzt und nicht den Anspruch hat, die Themen mit Tiefgang darzustellen. Besonders interessant dabei ist, dass der Autor sich aus ganz vielen „Ecken“ dem Thema nähert und damit Führung im Kontext zur systemischen Sichtweise steht.

Zwischen den Zeilen sind Prämissen des Autors spürbar. Er bemängelt u. a. die fehlende persönliche Entwicklung im Bildungswesen sowie die Vernachlässigung des Sozialverhaltens. Als Grundvoraussetzung legt er Wert auf hohe Integrität von verantwortlichen Führungskräften. Dazu passt dann eine weitere Prämisse des Autors: Richtiges Führungsverhalten verursacht Erfolge.

 

Kortmann, Olaf (2019): Transformationales Führen. 2. Auflage. Offenbach: Gabal.

 

→ Diese weitverbreitete Reihe des Verlages „30 Minuten …“ suggeriert und wirbt auf der Vorderseite des Buches damit, dass man in 30 Minuten mehr weiß. Das stimmt. Und wenn man etwas weniger Zeit hat, dann orientiert man sich an den blau gedruckten Informationen im Buch, die als besonders wichtig deklariert werden. Oder orientiert sich an den zahlreichen Zusammenfassungen, die ein Querlesen erlauben. Wer selbst diese Zeit nicht aufbringen kann, dem hilft der Fast-Reader zum Ende des Buches mit einer Ultrakurz-Zusammenfassung auf knapp 5 von insgesamt 95 Seiten.

Das hat natürlich alles seinen Preis: Die Qualität leidet. Denn: Zwar gibt es auch den Hinweis auf weiterführende Literatur, aber im laufenden Text fehlen Literaturhinweise. So stellt sich beim Leser hier und da das Gefühl ein, dass Einem bestimmte Passagen bekannt vorkommen, aber man weiß nicht genau, wo man das vielleicht schon gelesen hat, wer so etwas vertritt oder aus welcher Richtung es kommt.

Abgesehen davon: Der Autor dieses Buches macht dadurch den Inhalt dieses Buches schon fast zu eigenem Gedankengut – und damit ist die Gefahr des Plagiats spürbar.

Wer sich allerdings zunächst einen Überblick über TF & TA – mit allen genannten Nachteilen – verschaffen will, bei dem ist diese Lektüre sehr gut aufgehoben.

Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!