Kundenbereich

Expertenstandard Schmerz 2020

Die vorliegende Aktualisierung vereinigt die beiden Expertenstandards „Schmerzmanagement in der Pflege bei akuten Schmerzen“ und „Schmerzmanagement in der Pflege bei chronischen Schmerzen“ nach über 15- Jahren Erfahrung und Spezifika der einzelnen Schmerzarten ist die Grundlage eines gemeinsamen Standards geschaffen ohne die Besonderheiten der beiden Schmerzarten zu vernachlässigen sowie der Möglichkeit, des gemeinsame Auftreten von akuten und chronischen Schmerzen von Anfang an zu berücksichtigen.

Definition

Akuter Schmerz ist ein plötzlich auftretender und über einen begrenzten Zeitraum andauernder Schmerz, der durch eine tatsächliche oder drohende Gewebeschädigung verursacht wird. Er nimmt eine lebenserhaltende Warn- und Schutzfunktion ein, die sich auch durch physiologische Begleiterscheinungen zeigt. Dazu gehören u. a. der Anstieg des Blutdrucks, des Pulses und der Atemfrequenz.

 

Von chronischem Schmerz spricht man, wenn dieser dauerhaft oder wiederkehrend für mindestens drei Monate vorhanden ist und die akute Warnfunktion der physiologischen Schmerzwahrnehmung fehlt. Wichtig ist, dass dies nicht im Sinne eines exakten Zeitpunktes verstanden wird, sondern der Übergang von akutem zu chronischem Schmerz als fließend und am individuellen Schmerz- und Krankheitserleben ausgerichtet erkannt wird. Eine kontinuierliche Betrachtung der Kriterien ‚Intensität der Pathologie‘ und ‚Dauer‘ sowie das wechselseitige und dynamische Zusammenspiel physiologischer und psychologischer Faktoren werden als wichtige Besonderheit der Chronifizierung identifiziert.

„Die Expertenarbeitsgruppe legt Wert darauf, dass pflegerisches Schmerzmanagement stets unter der Berücksichtigung des bio-psycho-sozialen Modells (vgl. Literaturstudie Kapitel 3.1.5) erfolgen muss. Damit ist gemeint, dass die Vermittlung, Förderung und Annahme eines bio-psycho-sozialen Krankheitsverständnisses sowohl für den Menschen mit Schmerzen als auch für die an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen notwendig ist. Damit rückt die Autonomie des Menschen mit Schmerzen und deren Förderung in den Mittelpunkt pflegerischen Schmerzmanagements und die multidimensionale Betrachtungsweise des Phänomens Schmerz  stellt die Grundlage des pflegerischen Planens und Handelns dar.“

dnqpexschmerz

Zielsetzung

 

Jeder Mensch mit akuten, chronischen oder zu erwartenden Schmerzen erhält ein individuell angepasstes Schmerzmanagement, das der Entstehung sowie der Chronifizierung von Schmerzen und schmerzbedingten Krisen vorbeugt oder Schmerzen beseitigt sowie zu einer akzeptablen Schmerzsituation und zu Erhalt oder Erreichung einer bestmöglichen Lebensqualität und Funktionsfähigkeit beiträgt.

Begründung

 

Akute wie chronische Schmerzen beeinträchtigen die Lebenssituation und wirken sich negativ auf Lebensqualität und Funktionsfähigkeit der Betroffenen aus. Durch eine rechtzeitige systematische
Schmerzeinschätzung und kontinuierliche Verlaufskontrolle, Schmerzbehandlung sowie Information, Schulung und Beratung können Pflegefachkräfte maßgeblich dazu beitragen, der Entstehung sowie Chronifizierung von Schmerz entgegenzuwirken, Schmerzen zu beseitigen oder eine akzeptable Schmerzsituation zu erreichen sowie Lebensqualität und Funktionsfähigkeit zu erhalten bzw. zu fördern. Ein individuell angepasstes pflegerisches Schmerzmanagement leistet einen wichtigen Beitrag in der interprofessionell abgestimmten Schmerzbehandlung.

Zielgruppe

 

Zielgruppe dieses Expertenstandards sind Menschen mit akuten, chronischen oder zu erwartenden Schmerzen in allen pflegerischen Settings.

Übergeordnetes Ziel ist es, der Entstehung sowie der Chronifizierung von Schmerzen und schmerzbedingten Krisen vorzubeugen, Schmerzen zu beseitigen oder zu einer akzeptablen Schmerzsituation und zum Erhalt oder Erreichen einer bestmöglichen Lebensqualität und Funktionsfähigkeit beizutragen.

Grundsätzlich kann beim Vorliegen von Schmerzen zwischen einer stabilen und instabilen Schmerzsituation unterschieden werden.

Eine Akutschmerzsituation ist zunächst grundsätzlich als instabil zu betrachten. In ihr besteht das Ziel darin, Schmerzen schnellstmöglich zu beseitigen oder auf ein subjektiv akzeptables Maß zu reduzieren und somit zu stabilisieren. Menschen mit akuten oder zu erwartenden Schmerzen soll durch ein angemessenes Schmerzmanagement unnötiges Leid erspart sowie einer Chronifizierung von Schmerzen vorgebeugt werden.

Beim Vorliegen chronischer Schmerzen steht nicht vorrangig wie bei akuten Schmerzen die Schmerzfreiheit, sondern die Stabilität einer Schmerzsituation und die Ausrichtung an den Selbstmanagementkompetenzen des Betroffenen im Vordergrund. Handelt es sich um einen Menschen mit stark eingeschränkten Selbstmanagementkompetenzen, muss die Schmerzsituationsbeurteilung anhand von Verhaltensweisen und in enger Abstimmung mit pflegenden Angehörigen und dem interprofessionellen Team erfolgen. Dies gilt neben alten oder kognitiv eingeschränkten Menschen auch für Kinder einschließlich Früh- und Neugeborene. Eine stabile Schmerzsituation besteht demnach, wenn der Mensch seine Schmerzsituation subjektiv als akzeptabel und nicht veränderungsbedürftig erlebt und sich die Zielkriterien für Stabilität konkret an seiner Lebenswelt orientieren und sofern möglich mit ihm ausgehandelt wurden.

 

Eine instabile Schmerzsituation liegt vor allem dann vor, wenn die Schmerzlinderung dauerhaft keine akzeptable Situation erzeugt und gesundheits- oder alltagsbezogene Krisen auftreten, die zu einer Einbuße an Lebensqualität, Funktionalität oder sozialer Teilhabe führen. Dies kann auch als schleichender Prozess auftreten. Mit Blick auf die gemeinsame Behandlung von akuten wie auch chronischen Schmerzen in diesem Expertenstandard gilt zu beachten, dass bei der Anwendung pflegerischer Maßnahmen durchaus gleiche oder ähnliche Maßnahmen zum Einsatz kommen, sich jedoch je nach Schmerzart in ihrer Zielsetzung unterscheiden können.

Beginn des pflegerischen Auftrags

SCREENING

Sind Schmerzen vorhanden?   –>  Initialbehandlung!  Bei starken Schmerzen sofortiger Arztkontakt

 

Screening im weiteren Verlauf

Keine Schmerzen vorhanden?  –>  Screening negativ!

ASSESMENT Akuter Schmerz – Chronischer Schmerz

Welche Eigenschaften haben die Schmerzen? Chronisch oder akut? Stabile oder instabile Situation?

Akuter Schmerz – Stabile Situation

Akuter Schmerz – Instabile Situation     Überprüfung / Festlegung (individueller Ziele)

                                                                      Entwicklung / Überprüfung (Behandlungsplan)

Chronischer Schmerz – Stabile Situation

Chronischer Schmerz – Instabile Situation     Überprüfung / Festlegung (individueller Ziele)

                                                                      Entwicklung / Überprüfung (Behandlungsplan)

Dazu passen: die neuen Prüfgrundlagen, der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff, der veränderte Pflegeprozess & die Erwartungen an die fachliche Kompetenz der Mitarbeitenden.

MASSNAHMEN

Instabiler akuter und chronischer Schmerz (Umsetzung und Fortführung des Behandlungsplanes)

  1. Information, Schulung, Beratung zu medikamentöse Maßnahmen
  2. Information, Schulung, Beratung zu michtmedikamenöse Maßnahmen, Prophylaxe und Dokumentation von Nebenwirkungen
  3. Verlaufskontrolle „Frage“ –  wie haben sich die Schmerzen verändert?

VERLAUFSKONTROLLE

Bei akuten instabilen Schmerzen – regelmäßig oder anlassbezogen

Bei chronischen instabile Schmerzen – Schmerz weiterhin vorhanden? Stabile Situation? Schmerzmaß akzeptabel?

EVALUATION

Sind die pflegerischen Maßnahmen wirksam?

Sind die Therapieziele erreicht?

 

Akuter Schmerz – kein Schmerz mehr vorhanden?

Chronischer Schmerz – Schmerzen weiterhin vorhanden? Instabil? Nicht akzeptabel? –>  Festlegung – Anpassung individueller Ziele, Überprüfung Behandlungsplan

Download der aktuellen Unterlagen

Weitere Informationen und Unterlagen finden Sie auf der

Internetseite des DNQP

Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!