Die Erwartung, dass ich Ihnen ein detailliertes QM-Handbuch vorstelle, dass mindestens 3 dicke Ordner zum Bersten füllt und zu 100% im Alltag umgesetzt wird, muss ich enttäuschen. Stattdessen postuliere ich:
Dabei scheint mein Ansinnen im Widerspruch zum vermeintlichen Anspruch in der Praxis und zur subjektiven Gefühlslage der Betroffenen zu stehen. Denn offenbar gibt es im Alltag immer mehr zu regeln.
Praxisimpressionen
Die laufenden Veränderungen, beispielsweise die Umsetzung des ‚neuen‘ Pflegebedürftigkeitsbegriffs, die Umstellung auf Pflegegrade, der Wechsel der Prozessplanung auf das Strukturmodell, die Änderung der MDK-Prüfungsmodalitäten sowie die Aktualisierung Nationaler Expertenstandards plus weiterer geplanter Standards – lösen Unsicherheit bei Mitarbeiter*innen aus.
Auch Leitungskräfte sind manchmal frustriert über die Arbeitsfülle, die durch die Neuerungen ausgelöst wird.
Jeder Mensch reagiert auf Frustration anders, in der Regel so, wie er es sehr früh gelernt hat.
Mögliche Reaktionen sind:
Manchmal resignieren Mitarbeitende, d.h. sie werden kraft -und energielos; können sich dann oft gar nicht daran erinnern, dass es Neuerungen gibt. Und auch die Beschreibungen im QM-Handbuch werden nicht zur Kenntnis genommen, geschweige denn dass diese Beschreibungen hilfreich sein könnten!
So lässt sich – zwar nicht kausal – aber ansatzweise erklären, warum Mitarbeiter*innen
Aber es gibt eine Form von Bewältigung!
Wenn ich meine Ziele nicht auf direktem Wege erreichen kann, suche und wähle ich andere Wege, um an mein Ziel zu gelangen.
Gerade Leitungskräfte in „Sandwich“-Positionen (Druck von oben und Erwartungen von unten) können eine hohe Frustrationstoleranz entwickeln.
Wollen Sie das Thema für sich als Leitung oder Ihre Mitarbeiter*innen vertiefen?
Gern senden wir Ihnen einen Selbsttest zum Thema „Frustrationen im Arbeitsalltag“ zu. Fordern Sie den Check per Mail im KKB-Büro an.
Wenn Sie diesen negativen Überforderungsprozess durchbrechen wollen, lassen Sie sich für einen kurzen Moment auf eine neue Perspektive ein.
Lösungsorientierte Interventionsansätze greifen Visionen auf, um Menschen einen klaren Blick auf die Zukunft zu ermöglichen und Ziele daraus abzuleiten. (s. a. Furmann u. Ahola 2016).
Sehr gern möchte ich für Sie eine Vision entwickeln. Sie können sich ganz beruhigt auf die „Reise“ einlassen. Denn: Es passiert Ihnen nichts. Wenn die Vision Sie nicht anspricht, kehren Sie unbeschadet in Ihren Alltag zurück.
Also: Genießen Sie die Vision ohne Vorbehalte.
Bevor es losgeht:
In Gedanken „beamen“ Sie sich auf der Zeitschiene ab heute betrachtet zwei Monate weiter.
Sie sind draußen in einem Park, haben eine Decke ausgebreitet, liegen auf dem Rücken und schauen den langsam ziehenden Wolken am Himmel zu. Es dauert gar nicht lange und Sie können sich gut entspannen.
Vereinzelt um Sie herum alte Bäume im noch frischen Grün, die der Wiese hier und da und Ihnen teilweise Schatten spenden. Sie spüren auf Ihrer Haut die frühlingshafte Wärme der Sonne, hören das leise Rascheln der Blätter vom kaum spürbaren Wind, das Plätschern des in der Nähe dahinfließenden Baches. Sie fühlen sich wohl und sind zufrieden … mit sich und Ihrem Leben. Sie schließen die Augen. Jetzt sind Sie sehr entspannt.
Einen kurzen Moment schweifen Ihre Gedanken zu Ihrer Arbeitsstelle. Dort ist es Ihnen gelungen, die Mitarbeiter*innen binnen kurzer Zeit für ein „neues“ QM zu gewinnen. Denn Sie haben das QM so ausgerichtet, dass es realistisch, erreichbar, verständlich, akzeptiert und nachvollziehbar ist.
Das macht Sie sehr zufrieden und nicht nur Sie, sondern auch Ihre Mitarbeiter*innen, die schon nach kurzer Zeit auch Erfolge ihrer Arbeit bei Bewohnern und Angehörigen wahrnehmen können. Das wird sich auch in der Außenwirkung des Betriebes bemerkbar machen. Diese Gedanken hinterlassen ein gutes Gefühl bei Ihnen und Sie sind sehr zufrieden.
Ein warmer, heller Sonnenstrahl trifft Ihre Augen. Ist das alles nur ein Traum? Waren Sie eingeschlafen? Sie öffnen die Augen …
… fangen eine Wolke ein und folgen ihr noch eine Weile. Mit der Zeit lösen Wind und Sonne die Wolke auf.
Über Ihnen jetzt – soweit das Auge reicht – der blaue Himmel.
Die Reise in die Zukunft geht jetzt langsam zu Ende und Sie kommen wieder im Hier und Jetzt an.
Mitgebracht von Ihrer Reise in die Zukunft haben Sie Ihr „Sein“ im Park, mit den Momenten von Ihrer Arbeitsstelle, die Sie so zufrieden gemacht haben. Gern wollen Sie von Zeit zu Zeit daran denken und sich an das gute Gefühl erinnern, denn es gibt Ihnen Kraft im Hier und Jetzt.
Willkommen in der Gegenwart: Jetzt sind Sie als Leitungskraft gefordert, gezielt zu handeln.
Lassen Sie uns ein Moment auf der Zeitschiene zurückgehen. Und zwar geht es um den Zeitpunkt, als die Corona-Pandemie sich zu Beginn 2020 ausbreitete und Corona-Hygieneregeln im stationären und ambulanten Arbeitsfeld greifen mussten und sollten.
Wie sollte in dieser konkreten Situation das QM-Handbuch und der Prozess der Implementierung gestaltet sein, dass QM bei den Mitarbeiter*innen nachhaltig wirkt?
Gern möchte ich diese Frage beispielhaft am Thema Controlling aus dem QM verdeutlichen:
Ziel muss sein, Formen der Rückmeldung zu finden, bei denen Aufwand, Nutzen, der Zeitfaktor und das Vertrauensverhältnis zwischen Leitung und Mitarbeiter*innen im guten Verhältnis stehen.
Hier ein Beispiel für die Kombination dieser Methoden:
Und dazu ein Auszug wesentlicher Elemente der zugehörigen Verfahrensanweisung:
Intention
Durch die qualitativen Anforderungen sind die zur Verfügung stehenden Zeitressourcen für Leitungskräfte und Mitarbeiter*innen knapp.
Um einen hohen Umsetzungsgrad und Nachhaltigkeit zu erzielen, können „by-the-way“-Visiten eine Möglichkeit sein, um Delegation und Controlling in Einklang zu bringen und den fachlichen Austausch zwischen Fach- und Leitungskräften zu sichern.
Ziele
Die „by-the-way“-Visite dient als Instrument und Orientierungshilfe, um die vereinbarte Dienstleistungsqualität zu erreichen.
Mit geringem Aufwand lässt sich ermitteln, wie flächendeckend und nachhaltig ein bestimmtes Pflege- und Betreuungsthema umgesetzt worden ist.
Zuständigkeit
Für den Einsatz der „by-the-way“-Visiten zeichnet sich für die Pflege und Betreuung die PDL im Rahmen der Gesamtverantwortung zuständig.
Im weiteren Prozessverlauf führen diese Form der Visiten auch Bezugspflegefachkräfte bei nachgeordneten Mitarbeitern durch.
Mitgeltende Dokumente
Mehrere „by-the-way“-Visiten kommen in Betracht, beispielsweise (alphabetische Reihenfolge):
Aus-/Bewertungskriterien
Als Qualitätsanspruch für die Variante der „by-the-way“-Visiten gilt:
Diese Verfahrensanweisung können Sie auch als PDF-Datei herunterladen sowie das Beispiel als Word-Datei.
Die EIS-Methode verhilft zu einer optimierten Einschätzung und Bewertung einer Situation.
E = Ergebnis: Es ist interessant zu erfahren, wie viele Mitarbeiter*innen eine FFP2-Maske tragen. Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Von 10 beobachteten Mitarbeiter*innen tragen 8 Personen die Masken bei der stichpunktartig durchgeführten btw-Visite korrekt.
I= Interpretation: Bei diesem 2. Schritt stellt sich die Frage, wie das Ergebnis (8 von 10 Mitarbeitern tragen eine Maske) interpretiert wird. Dazu ein paar mögliche Antworten:
S = Schlussfolgerung: Je nachdem, wie Ergebnis und Interpretation ausfallen, werden Schlussfolgerungen gezogen und Maßnahmen ergriffen. Hier: Sofortiger Start eines passenden Verbesserungsprozesses.
Es gibt eine Vielzahl von Stellschrauben, die Sie benutzen können, um Ihr QM effektiver und schlanker zu machen.
Ein wichtiger Aspekt zur Steigerung der Wirksamkeit ist die Führungshaltung der „Neuen Autorität“ (s. a. Geisbauer 2018).
Wichtige Aspekte lauten:
Sie sehen, hier schließt sich der Kreis zwischen wirksamem Instrumenteneinsatz und zeitgemäßer Führung. Eine Führungskraft, die sich der „neuen Autorität“ verpflichtet fühlt, geht zu den Menschen in der Praxis und prüft nicht vom PC aus; sie entscheidet sich für transparente Methoden, Daten, Ziele und Vereinbarungen; sie bleibt dran an den Themen und ist konsequent – auch darin, die Mitarbeitenden zur Selbstverantwortung und -kontrolle zu führen.
Furman, Ben; Ahola, Tapani (2016): Es ist nie zu spät, erfolgreich zu sein. Ein lösungsfokussiertes Programm für Coaching von Organisationen, Teams und Einzelpersonen. 2. Auflage. Heidelberg: Carl-Auer.
Geisbauer, Wilhelm (2018): Führen mit Neuer Autorität. Stärke entwickeln für sich und das Team. Heidelberg: Carl-Auer.
Soweit in diesem Newsletter der kleine Ausflug in die „Neue Welt“ des QM.
Sind Sie interessiert am Thema? Wollen Sie mehr erfahren? Im nächsten Newsletter geht es speziell um … Lassen Sie sich einfach überraschen 😊
Selbstverständlich unterstützen wir Sie gerne!