Als kirchlicher Träger haben wir eine besondere arbeitsmarktpolitische Verantwortung und eine Verpflichtung, uns den vermeintlich Schwachen in der Gesellschaft zuzuwenden.
Insbesondere Jugendliche ohne Ausbildung, Alleinerziehende ohne Arbeit, ältere Mitarbeiter, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Einschränkungen, Menschen aus sozial schwachen Verhältnissen wollen wir individuell und zielgerichtet qualifizieren, um ihnen den Einstieg in eine Ausbildung und ins Berufsleben zu ermöglichen.
Aus unserer gesellschaftlichen Verantwortung heraus ergibt sich, dass wir uns insbesondere den Menschen verpflichtet fühlen, die bei uns „wachsen“ können. Wir wissen, dass es keine perfekten Menschen gibt. Deshalb suchen wir explizit nicht nach den klügsten Köpfen oder den Schulbesten (die nehmen wir natürlich auch), sondern gehen davon aus, dass sich die Auszubildenden bei St. Gereon entwickeln können. Ende 2012 haben wir damit begonnen, verstärkt zum examinierten Altenpfleger (neue Berufsbezeichnung seit Januar 2020: Pflegefachfrau/Pflegefachmann) auszubilden. Eine Ausbildung in einem Beruf, der dringend benötigt wird und eine hohe Beschäftigungssicherheit hat, stellt immer noch den besten Schutz vor Armut und den daraus resultierenden Folgen dar.
Insbesondere Jugendliche mit schlechten Bildungsabschlüssen haben kaum eine Chance, eine Ausbildung zu absolvieren. Dadurch, dass wir alle Tätigkeitsfelder in der Altenpflege anbieten, haben die Auszubildenden der St. Gereon Seniorendienste die Möglichkeit, die verschiedenen Tätigkeitsbereiche in der Altenpflege kennenzulernen, dort Erfahrungen zu machen und ihre Kompetenzen zu erweitern. Persönliche Vorlieben und Fertigkeiten können so entdeckt und gefördert werden. Während der Ausbildung fördern wir selbstständiges, kreatives, problemlösungsorientiertes und ergebnisorientiertes Arbeiten. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Person als beruflich handelnde.
Besonders liegt uns daran, den Auszubildenden Haltungen, Verhaltensweisen und Einstellungen gegenüber den zu pflegenden Menschen und den Kollegen zu vermitteln, die mit unserem Slogan „Menschlich verbunden” umschrieben sind. Wir tragen Sorge dafür, dass die anfängliche Motivation, das Interesse und die Freude unserer Auszubildenden an dem Beruf der Altenpflege durch die praktische Ausbildung gestärkt und ausgebaut werden und sich so starke Berufspersönlichkeiten entwickeln, die ihre Arbeit mit Begeisterung und Freude ausüben.
Um diese Aufgabe zu meistern und unseren Auszubildenden die beste Ausbildung zu ermöglichen, haben wir zwei Ausbildungskoordinatorinnen eingestellt, die über eine pädagogische Ausbildung und eine Ausbildung in der Altenpflege verfügen.
Wir führen keine klassischen Vorstellungsgespräche und verfolgen auch bei der Auswahl neuer Auszubildender ein unkonventionelles Vorgehen. Alle Bewerber um einen Ausbildungsplatz, die die Mindestvoraussetzungen erfüllen, erhalten ihn auch. In der Regel ist es so, dass sich die Interessenten telefonisch melden und nachfragen, ob sie eine Ausbildung bei uns machen können.
Nachdem telefonisch geklärt ist, dass mindestens der Hauptschulabschluss nach Klasse 10, ein Mindestalter von 16 Jahren, keine Vorbestrafung und ein Deutsch-Sprachniveau B2 vorliegt (Mindestvoraussetzung für die Ausbildung), erhalten die Interessenten bereits am Telefon die Zusage, dass sie bei uns einen Ausbildungsplatz erhalten.
Nachdem die Bewerbungsunterlagen eingegangen sind, laden wir die zukünftigen Auszubildenden zu einem Gruppengespräch ein. Hier erläutern wir den Ablauf der Ausbildung und stellen die Einrichtungen und uns als Dienstgeber vor. In einem zweiten Schritt sorgen wir dafür, dass die Interessenten einen Schulplatz an einem Fachseminar für Altenpflege erhalten. Die Fachseminare übernehmen die theoretische Ausbildung.
Wir arbeiten mit zwei Fachseminaren in Hückelhoven und einem Fachseminar in Heinsberg zusammen. Wir haben dort Schülerkontingente, die wir exklusive belegen können. Dies gewährleistet, dass die Interessenten auch tatsächlich ihre Ausbildung beginnen können.
Wir bieten die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung über einen Zeitraum von vier Jahren. Für alleinerziehende Mütter und Väter oder Menschen, die z. B. zuhause ihre Eltern pflegen. Zurzeit absolviert eine Mitarbeiterin mit Kind diese Ausbildung bei uns.
Entscheidend für uns ist, dass wir beim Bewerber die Bereitschaft erkennen können, dass er sich engagiert und motiviert einbringt.
Die Personalreferentin, der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung und die Geschäftsführung führen ein Informationsgespräch mit dem Bewerber. Anschließend wird die jeweilige Einrichtung durch einen Mitarbeiter vorgestellt. Dadurch sollen mögliche Ängste der Bewerber genommen und ihnen die Möglichkeit gegeben werden, Fragen besser stellen zu können.
Bewerber haben grundsätzlich die Möglichkeit, drei (bezahlte) Schnuppertage bei uns zu absolvieren. Hier kann sich der Bewerber ein besseres Bild von uns machen und der zuständige verantwortliche Mitarbeiter für diesen Bereich hat einen ersten Überblick, ob „die Chemie“ stimmt. Wir gehen grundsätzlich nicht davon aus, dass dies ausreicht, um festzustellen, ob der Bewerber zu unserer Kultur passt und er die Ausbildung mit Erfolg absolvieren wird. Deshalb nutzen wir das halbe Jahr Probezeit, um festzustellen, ob er die an ihn gestellten Erwartungen erfüllen kann.
Für die Auszubildenden in der Pflege haben wir einen Bewertungsbogen entwickelt. Mit diesem Bewertungsbogen werden die Qualifikation, die nebenfachliche Qualifikation und die sozialen Komponenten erfasst und bewertet. Der direkte Anleiter und der Auszubildende füllen diesen Bewertungsbogen nach drei Monaten und vor Ablauf der Probezeit aus. Anhand der Ergebnisse des Bewertungsbogens werden weitere Maßnahmen eingeleitet, z. B. Schulungen oder Änderung des Praxiseinsatzes.
Das Besondere an der Ausbildung bei den St. Gereon Seniorendiensten ist, dass unsere Auszubildenden nicht nur eine Ausbildung, sondern „die beste Ausbildung“ erhalten. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bieten wir einige Besonderheiten, die es in dieser Form sonst nicht gibt:
Wie zuvor bereits beschrieben, sind zwei Ausbildungskoordinatorinnen für die Ausbildung zuständig.
Den Koordinatoren sind die Tutoren zugeordnet, die alle examinierte Pflegefachkräfte sind und die fast alle über eine Zusatzausbildung zum Praxisanleiter verfügen. Sie übernehmen die konkrete Anleitung und Koordination im jeweiligen Praxiseinsatz. Den Praxisanleitern sind weitere Mitarbeiter zugeordnet, die die Auszubildenden während ihres Praxiseinsatzes begleiten. Dies können z. B. auch Auszubildende im dritten Ausbildungsjahr sein. Dadurch entsteht ein sogenanntes „Peer Learning“.
In diesen Wochen werden die Auszubildenden über alle relevanten Informationen, die die Institution und Ausbildung betreffen, informiert. Dazu gehören beispielsweise das Leitbild, die Organisationsstruktur, die MAV und weitere Personalfragen. Die Einführungswoche wird von Mitarbeitern der St. Gereon Seniorendienste durchgeführt. Weiterhin erhält jeder Auszubildende einen Ordner, in dem alle relevanten Informationen nochmals schriftlich festgehalten sind.
Uns ist es wichtig, bereits zu Beginn deutlich zu machen, dass Diversität einen hohen Stellenwert bei uns hat und jegliche Form der “Andersartigkeit” respektiert und jede Person integriert wird. Das freie Ausleben von Andersartigkeit trägt dazu bei, die Leistungsfähigkeit innerhalb unseres Unternehmens zu steigern, und wird als Bereicherung gesehen.
Alle Auszubildenden, die noch keine Basisqualifikation in der Pflege haben, absolvieren einen Schwesternhelferinnenlehrgang beim Deutschen Roten Kreuz mit einem Gesamtumfang von 250 Std. So wird eine einheitliche Basisqualifikation aller Auszubildenden gewährleistet. Weiterhin ist es uns wichtig, dass auch Auszubildende, die die Probezeit nicht bestehen (kommt allerdings sehr selten vor), auf jeden Fall eine Basisqualifizierung erreicht haben.
Die Auszubildenden können Praktika in allen Bereichen der Einrichtung machen. Hierzu zählen auch Küche, Hauswirtschaft und Verwaltung, welche ja nur bedingt mit Pflege im Zusammenhang stehen. Die Auszubildenden sollen aber bewusst wahrnehmen, dass ein Bereich nicht ohne den anderen funktioniert.
Die Auszubildenden haben die Möglichkeit, bei externen Kooperationspartnern (Pflegediensten, Krankenhäusern usw.) ein Praktikum abzuleisten. Sie sollen während der Ausbildung die Möglichkeit haben, sich die Facettenvielfalt des Pflegebereiches anzusehen, um damit ihre eigenen Schwerpunkte setzen zu können (nur was ich gesehen und gefühlt habe, kann ich auch verstehen und zu meinem Ding machen).
Viele unserer Auszubildenden sind nicht mobil oder alleinerziehend. Wir passen Dienstzeiten an die individuellen Bedürfnisse wie Bus- oder Zugfahrzeiten, Betreuungszeiten in Kindergärten usw. an. Auszubildende mit Kindern brauchen bis Ende der Schulzeit keinen Wochenenddienst oder Spätdienst zu leisten.
Sollte die genannte Immobilität durch eine finanzielle Hürde (man kann sich den Führerschein nicht leisten) bedingt sein, bekommen die Auszubildenden nach Beendigung der Probezeit die Möglichkeit, den Führerschein durch uns finanziert zu bekommen. Der Gesamtbetrag wird in kleinen verträglichen Raten bis zum Ausbildungsende einbehalten. Eine Ausgrenzung anlässlich fehlender Finanzen wird umgangen.
Wir übernehmen die Kosten für Schulbücher.
Auszubildende des dritten Ausbildungsjahres unterrichten Schüler an Hauptschulen im Wahlpflichtfach „Soziales“. Hier können junge Menschen sich mit dem Berufsbild und dem Berufsalltag einer Altenpflegerin auseinandersetzen.
Teilnehmer am care4future-Projekt erhalten von uns bereits während ihrer Schulzeit eine Zusage, dass sie bei uns eine Ausbildung absolvieren können.
Für unsere Auszubildenden ist dies eine gute Möglichkeit, sich im Bereich der Kommunikations- und Sozialkompetenz weiterzuentwickeln.
Ziel ist es, die gesellschaftlichen Klischees über den Pflegeberuf abzubauen und Einblicke und erste positive Erfahrungen in die Tätigkeitsfelder des Pflegeberufes zu geben.
Bei uns gehen zahlreiche Bewerbungen von examinierten Pflegefachkräften und insbesondere für die Ausbildung zum Altenpfleger ein. Wir führen dies darauf zurück, dass wir als attraktiver Arbeitgeber bekannt sind. Dazu haben wir folgende Maßnahmen ergriffen.
Unseren Anspruch, die beste Ausbildung zu ermöglichen, erreichen wir durch
a) unsere unvoreingenommene Vorgehensweise. Bei uns erhalten gerade die Menschen eine Chance, die oftmals in unserer Gesellschaft bzw. auf dem Arbeitsmarkt keine bekommen.
b) unser zusätzliches großes finanzielles Engagement.
c) durch die intensive und individuelle Begleitung während der gesamten Ausbildung.
Dies führt dazu, dass wir keinerlei Probleme haben, junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern. Wir sind stolz darauf, dass hier jeder seinen eigenen Weg ohne Vorurteile und ohne Diskriminierung gehen kann.