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Zwei Seiten einer Medaille oder die Notwendigkeit wirtschaftlichen Handelns

Von Friedrich Trapp

In einer Gesprächsrunde mit Einrichtungsleitungen haben wir unlängst die Frage diskutiert, was in diesen Zeiten die wichtigsten Fragen und Aufgaben für die Einrichtungen sind.

Diese Frage wurde nicht nur lebhaft sondern auch kontrovers diskutiert!

 

Den Fachkräftemangel beschrieben einige Leitungskräfte als das größte Problem. Damit gilt der Bindung der Mitarbeitenden und dem Recruiting neuer Kräfte das Hauptaugenmerk.

 

Eine intelligente Verzahnung von Arbeits- und Privatleben zu schaffen, vor dem Hintergrund sich weiter verändernden Arbeitsanforderungen, ist die herausragende Aufgabe, so ein Teil der Leitungskräfte.

Widerspruch Mitarbeiterzufriedenheit – Wirtschaftlichkeit?

Der Wichtigkeit dieser Aufgaben widersprach keiner in der Runde, allerdings betonten andere Gesprächsteilnehmer, dass es nach dem Auslaufen des Rettungsschirmes von besonderer Bedeutung ist, die Wirtschaftlichkeit der Einrichtung noch stärker in den Blick zu nehmen.

 

Nur ein Teil zusätzlicher Kosten konnte durch die Hilfsprogramme aufgefangen werden und durch die häufig notwendig gewordene Inanspruchnahme von Fremdleistungen in der Pflege, sind viele Einrichtung in wirtschaftliche Schieflage geraten, mithin ist die verantwortliche wirtschaftliche Steuerung die zentrale Aufgabe.

 

Haben wir es hier wirklich mit widerstreitenden Aufgaben zu tun?

Steht die Sorge um die Mitarbeitenden und deren Zufriedenheit als wesentliche Voraussetzung für eine möglichst langfristige Bindung an das Unternehmen, tatsächlich im Widerspruch zu einer wirtschaftlichen Betriebsführung?

Pflegeheime sind Wirtschaftsunternehmen

Vielleicht bedarf es nochmals der Erinnerung:

Pflegeheime sind, und zwar unabhängig davon, ob sie von Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas, dem DRK oder von privaten oder kommunalen Trägern betrieben werden, Wirtschaftsunternehmen.

 

Nur wenn sie als solche geführt werden, ist ihr langfristiges Überleben gesichert. Es ist eine Binsenweisheit, dass negative Betriebsergebnisse auf Dauer das Unternehmen vernichten.

 

Und auch das Märchen von der “Schwarzen Null” als einer ausreichenden Zielgröße gemeinnütziger Unternehmen ist, angesichts fehlender öffentlicher Investitionsförderung, nichts anderes als der langfristige Untergang der Einrichtung.

 

Woher soll das Geld für notwendige künftige Investitionen kommen, wenn es nicht vorher erwirtschaftet wird!

Wirtschaftliches Denken und Handeln bilden die Grundlage, um ein Unternehmen langfristig zu sichern, dies gilt uneingeschränkt auch für Pflegeeinrichtungen!

Wirtschaftlichkeit steht nicht im Widerspruch zu den Standards des Hauses und anderen wichtigen Zielvorgaben, wie der Zufriedenheit der zu pflegenden Menschen und der Mitarbeitenden.

 

Im Gegenteil, sie bilden die Basis einer erfolgreichen Steuerung des Pflegeunternehmens, ambulant wie stationär.

Wirtschaftsplanung + Transparenz

Die Frage ist also nicht, ob wirtschaftliches Handeln eine herausragende Aufgabe in diesen, wie in allen Zeiten ist, als vielmehr die Frage des “Wie”.

 

Auf zwei wesentliche Aspekte in diesem Zusammenhang soll daher hier hingewiesen werden:

 

Die Wirtschaftsplanung, als das wesentliche Instrument der wirtschaftlichen Steuerung des Unternehmens, richtet sich an quantitativen und qualitativen Zielen aus.

 

Neben betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie beispielsweise

 

  • Auslastungsquote
  • Pflegekennziffer oder Pflegegradmix und
  • Personalaufwandsquote

 

spielen ebenso qualitative Kennzahlen wie

 

  • Zufriedenheit der Bewohner*innen und Angehörigen
  • Zufriedenheit der Mitarbeitenden

 

wie auch pflegespezifische Kennzahlen zu  Dekubitalgeschwüren, Sturzereignissen, etc.  eine Rolle und finden unter anderem Eingang in die Planung für das Wirtschaftsjahr.

Ein anderer Aspekt, auf den hier noch hingewiesen werden soll, ist die weitgehende Transparenz und Beteiligung der nächsten Leitungsebenen bei Planung und Controlling.

 

Durch enger werdende finanzielle Spielräume muss verstärkt vernetzt, erlös- und kostenbewusst gedacht und gehandelt werden.

Wirtschaftsplanung muss Alle miteinbeziehen

Die wirtschaftliche Steuerung einzelner Bereiche ist für den Erfolg des Gesamtunternehmens unverzichtbar. Sie kann daher nicht allein der Einrichtungsleitung oder Geschäftsführung obliegen, sondern muss vielmehr Pflegeleitung und idealerweise auch Wohnbereichsverantwortliche miteinbeziehen.

 

Und dieser Anspruch gilt nicht nur für die Pflege. Vielmehr ist es notwendig, dass alle Leitungskräfte im Unternehmen, in ihrem jeweils eigenen Bereich, konsequent wirtschaftlich denken und lenken. Dazu bedürfen sie der erforderlichen Kenntnisse,  um die Zusammenhänge zu verstehen und notwendige Stellschrauben bedienen zu können.

So kann ein zufriedenstellendes Wirtschaftsergebnis im Gesamtunternehmen erreicht werden, welches das Bestehen im Markt der Pflege nachhaltig sichert.

Eine so praktizierte Partizipation und Mitverantwortung fördern Zufriedenheit und Bindung.

Controlling Tool

Abschließend möchte ich Ihnen ein Controlling Instrument vorstellen.

Um die Verbindung von Pflegegradmix und Auslastung sowie dem über die Entgelte refinanzierten Pflegepersonal regelmäßig zu überprüfen, schlagen wir eine einfache Form der Erlösverprobung, in Kombination mit einem Personalabgleich vor.

 

Die nachfolgende Abbildung zeigt die beispielhafte Anwendung in einem Wohnbereich.

Das Tool kann weiter ausdifferenziert werden und die Gesamtheit des Hauses abbilden.

Dieses Controlling Instrument vermittelt ihnen eine tagesgenaue Betrachtung von Pflegegraden und Auslastung sowie der Erlössituation und einen Personalabgleich jeweils als Soll- Ist Betrachtung.

 

Da die zahlenmäßige Angabe von Kräften in der Pflege nichts über die eigentlichen Personalkosten aussagt, ziehen wir ergänzend eine Personalaufwandquote hinzu, die, wie alle übrigen Kennzahlen im Wirtschaftsplan, definiert wurde. Die Quote sagt aus, welcher Anteil an den Pflegeerlösen für Personal aufgewandt werden kann, bzw. durch die Heimentgelte refinanziert ist. Wird das eigene Personal durch Zeitarbeit oder Fremdleistungen in der Pflege ergänzt, sind auch diese Kosten den Personalkosten hinzuzurechnen.

Weitere Hilfe

Wenn Sie mehr über dieses Controlling Instrument wissen möchten oder es angepasst in Ihrem Haus einsetzen wollen, sprechen Sie uns an, wir unterstützen Sie bei der Einrichtung dieses oder weiterere Controlling Instrumente.

 

Wir hoffen, mit unserem kleinen Beitrag deutlich gemacht haben, dass wirtschaftliches Denken und Handeln, sowohl im Interesse der ihnen anvertrauten Menschen und der Mitarbeitenden im Unternehmen sind, als auch wichtige Grundlagen guter und erfolgreicher Führung sind.

Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!